LANGGÖNS (ikr). Die Unwetterereignisse und -schäden mit Schlammlawinen und Hochwasser vom 10. Mai und 13./14. Juni in mehreren Langgönser Ortsteilen waren Thema in der Parlamentssitzung, die unter Vorsitz von Martin Hanika (CDU) erstmals nach den Corona-Kontaktbeschränkungen stattfand. Bürgermeister Marius Reusch (CDU) informierte das Gremium über die bereits getroffenen und geplanten Maßnahmen, um zukünftig besser aufgestellt zu sein.

"Die Feuerwehren haben insgesamt bislang 46 Schadensstellen ausgemacht. Schon nach dem ersten Ereignis war klar, die Schäden ernst zu nehmen und sich damit grundsätzlich zu befassen. Nach dem zweiten Unwetterereignis hat das Ganze noch mal eine ganz neue Bedeutung erlangt", sagte der Rathauschef. Zentrale Frage sei, wie man sich zukünftig besser schützen könne. Reusch räumte ein, dass kein 100-prozentiger Schutz zu erreichen sei, will aber Schäden zukünftig, so gut es geht, vermeiden. Es bereits einen Kontakt zu einem Experten und einem Spezialbüro aus Heidelberg. "Sie haben für den Acker in Dornholzhausen, der schon zweimal abgerutscht ist, wertvolle Hinweise gegeben, wie man solche Schäden zukünftig verhindern kann", erläuterte der Bürgermeister. So hat der Bauhof unter anderem einen zusätzlichen Flutgraben in einer bestimmten Weise am Feldweg angelegt. Diese Maßnahmen sollen einen gewissen zusätzlichen Schutz bieten, könnten das Problem grundsätzlich aber nicht beheben. "Wir wollen zunächst Provisorien schaffen, die helfen", sagte Reusch. Die Feuerwehr habe 1500 Sandsäcke angeschafft und in Gitterboxen verladen, damit sie schnell transportiert und verbaut werden können.

In Niederkleen hat eine Begehung mit Vertretern des Wasserverbandes Kleebach und des RP Gießen stattgefunden, um zu beraten, wie mit den Stauwehren grundsätzlich zu verfahren sei. Die Beratungen gingen noch weiter. Des Weiteren gab es ein Gespräch mit der Wasser- und Naturschutzbehörde zum Zustand des Kleebachs in Niederkleen.

Seit 2019 gebe es nach Hinweisen aus der Bevölkerung Bemühungen, den Zustand des Kleebachs in der Ortslage zu verändern, so Reusch. Damals sei bereits befürchtet worden, dass der stark verlandete Bachlauf ein Problem sein könnte. "Dies hat sich jetzt leider in der Realität bewiesen", bedauerte Reusch. Er wies erneut darauf hin, dass die Gemeinde Langgöns unter Aufsicht der Behörden stehe und sich entsprechende Maßnahmen erst genehmigen lassen müsse. Der Bürgermeister gab ein klares Statement ab: "Wir können den Zustand des Kleebachs nicht mehr über Monate so hinnehmen. Deshalb hoffen wir, auch außerhalb der Vegetationsschutzzeiten aufgrund der besonderen Gefahr und des dringenden Handlungsbedarfs die Genehmigung der Behörden zu bekommen, zeitnah aktiv werden zu können. Denn die Gewittersaison des Sommers steht noch bevor!"

Grobe Anlandungen seien bereits beseitigt worden, das sei aber nur "ein erster kleiner Schritt". Mit dem Fachbüro ist bereits geplant, gemeinsam mit dem Wasserverband für das gesamte Einflussgebiet des Kleebachs eine grundsätzliche Starkregenanalyse für die Gemeinde durchzuführen, aus der sich Vorschläge für konkrete Maßnahmen ergeben sollen. "Ich glaube, dass das ein richtig guter und langfristiger Weg ist", betonte Reusch. Seitens des Wasserverbandes gebe es eine große Bereitschaft mitzumachen. Die Kosten für diese Analyse liegen zwischen 1000 und 1200 Euro pro analysiertem Quadratkilometer. Für Langgöns kämen 55 km² infrage und somit Kosten bis zu 65 000 Euro. Das Gesamtgebiet des Wasserverbands Kleebach umfasst 162 km². Weil Langgöns seit kurzem Mitglied beim Bündnis der Klimakommunen Hessen ist, gebe es einen erhöhten Förderanteil bis zu 90 Prozent. Dieser gelte auch, wenn der gesamte Wasserverband mitmache, mit Langgöns als Leitkommune. "Bei dieser interkommunalen Zusammenarbeit profitieren alle von der Förderquote", informierte der Bürgermeister.

Um den geschädigten Bürgern zu helfen, hat der Gemeindevorstand zwei Ansatzpunkte entwickelt: Zum einen soll es eine finanzielle Soforthilfe geben. Einen solchen Hilfsfonds hatte die Gemeinde auch schon 2008 nach dem schweren Unwetter im Mai aufgelegt. Auch soll der Objektschutz an Wohnhäusern gefördert werden. Maximal 50 000 Euro sind für diesen Fonds zunächst geplant. "Das kann auch noch diskutiert werden und muss auch nicht ausgeschöpft werden. Aber es ist ein guter und wesentlicher Schritt, den wir hier machen können", sagte Reusch.

Ein Antrag der CDU/FDP und Grünen beschäftigte sich ebenfalls mit dem Hochwasser im Kleebachtal und insbesondere in Niederkleen. Jürgen Knorz (CDU) resümierte: "In Niederkleen versteht niemand, warum wir diese sehr teuren Hochwasserschutzanlagen haben und sie nicht bedienen." Das größte Problem sei aber die hohe Vegetation im Bachbett gewesen, die den Durchfluss behindert habe. Der Kanal hätte übrigens gut gearbeitet. Zukünftig müsse flexibler gehandelt werden und die Feuerwehren sollten je nach Wetterlage kurzfristig die Anlage am Wehr bedienen dürfen.

Die drei Tagesordnungspunkte, die sich mit den Unwetterschäden beschäftigten, sollen nun im Haupt- und Finanzausschuss weiter beraten und dort auch direkt beschlossen werden. Eine Dringlichkeitsanfrage der SPD zu den jüngsten Überschwemmungsereignissen wurde neben den mündlichen Ausführungen des Bürgermeisters auch schriftlich beantwortet.

Quelle: Gießener Anzeiger 04.07.2020, Foto: Rieger

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